Samstag, 22. September 2012

Der Hinrichtung entkommen: Offener Brief des Pfarrers Nadarkhani aus Iran

Pfarrer Nadarkhani und Gattin nach Freilassung vor zwei Wochen

Vor zwei Wochen hat ein iranischer Richter das Todesurteil gegen Pfarrer Nadarkhani nach fast drei Jahren Haft aufgehoben. Er ist wieder frei und zurück bei seiner Familie und bedankt sich in einem öffentlichen Brief bei den Menschen weltweit, die sich für seine Freilassung eingesetzt haben: unbekannte Beter oder mächtige Männer wie Präsident Obama und unser Außenminister Dr. Westerwelle sowie Menschenrechtler wie die christliche Lobbygruppe American Center for Law and Justice, Diplomaten auch beim Auswärtigen Amt, Geheimdienstleute, Geschäftsleute...

Pfarrer Nadarkhani ist relativ frei. Wahrscheinlich ist seine Freilassung mit Auflagen verbunden, z.B. einer regelmäßigen Meldepflicht bei der örtlichen Polizei. Sicherlich ist er sich aber auch dessen bewusst, dass die Führer des Landes ihn jeder Zeit wieder verhaften oder gar ermorden lassen können, z.B. bei einem fingierten Autounfall.

Er weiß wohl auch, dass angeblich 200 Christen im Iran aufgrund ihres Glaubens im Gefängnis sind. Jedes falsche Wort kann deren Leben dramatisch beeinflussen.

Der Familienvater weiß sich aber total frei, weil er weiß, dass seine Feinde ihn zwar töten und seinen Körper vernichten können, seine Seele jedoch sicher bei unserem liebenden Gott ist, dem Schöpfer von Himmel und Erde, auf dessen Finger Schnippen Mächte und Machtzirkel ganz plötzlich implodieren können. "Fürchte Dich nicht, denn der Herr, Dein Gott, ist bei Dir!"

Der Brief von Pfarrer Nadarkhani im Originaltext nach einer Übersetzung aus dem Iranischen von Present Truth Ministries und veröffentlich durch ACLJ.


"Salaam! (Friede sei mit euch!)

Ich lobe und preise den Herrn mit ganzem Herzen. Ich bin dankbar für den Segen in meinem Leben. Ich bin besonders dankbar für seine Güte und göttlichen Schutz während meiner Haft.

Ich möchte auch den Menschen auf der ganzen Welt Danke sagen, die sich für mich oder besser für das, wofür ich stehe, eingesetzt haben. Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die mich unterstützt haben, offen oder in völliger Geheimhaltung. Sie sind mir alle sehr ans Herz gewachsen. Der Herr segne Euch und schenke Euch seine vollkommene und unendliche Gnade.

In der Tat ich wurde auf die Probe gestellt, auf die Glaubensprobe, die laut Bibel "kostbarer als verderbliches Gold" ist. Aber ich habe nie Einsamkeit gefühlt. Ich war mir die ganze Zeit der Tatsache bewusst, dass ich kein Einzelkämpfer bin. Ich spürte die Kraft und Unterstützung derer, die ihrem Gewissen gehorcht und für Gerechtigkeit und die Rechte aller Menschen gekämpft haben. Dank dieser Anstrengungen darf ich wieder mit meiner wunderbaren Frau und meinen Kinder sein. Ich bin dankbar für diese Menschen, durch die Gott gewirkt hat. All dies ist sehr ermutigend.

Während dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, auf wunderbare Weise die Aussagen der Bibel zu erleben: "So wie die Leiden von Christus uns umgeben, so umgibt uns auch Ermutigung durch Christus". Er hat meine Familie getröstet und hat ihr die Mittel gegeben, um diese schwierige Situation durchzustehen. In Seiner Gnade hat er sie seelisch und materiell versorgt und mir damit eine schwere Last abgenommen.

Der Herr hat mich wunderbar durch diese Prüfung geführt, so dass ich die Herausforderungen, die vor mir lagen, annehmen konnte. Wie die Bibel sagt: "Er wird nicht zulassen, dass wir über unsere Kraft hinaus gefordert werden ...."

Trotz der Tatsache, dass ich nach einer bestimmten Lesart der Shar'ia des Abfalls vom Glauben für schuldig befunden wurde, bin ich dankbar, dass er den Führern des Landes die Weisheit gab, dieses Urteil im Blick auf andere Tatsachen derselben Shar ' ia aufzuheben. Es ist offensichtlich, dass die Verteidiger des iranischen Rechts und die Juristen sich um die Durchsetzung von Recht und Gesetz aufs Äußerste bemüht haben. Ich möchte denjenigen, die das Recht bis zum Schluss verteidigt haben, danken.

Ich bin glücklich, in einer Zeit zu leben, in der wir kritisch und konstruktiv auf das Vergangene zurückblicken können. Dadurch wurde die Formulierung allgemein gültiger Menschenrechte möglich. Heute stehen wir in der Schuld dieser kostbaren Menschen, die sich für die Achtung der Menschenwürde eingesetzt und uns entsprechende allgemein gültige und wichtige Erklärungen hinterlassen haben.

Ich stehe auch in der Schuld derer, die das Wort Gottes in Treue weitergegeben haben. Dieses Wort, das uns zu Erben Gottes macht.

Zum Ende möchte ich ein Gebet für einen unendlichen und universalen Frieden aussprechen, so dass der Wille des Vaters geschehe wie auf Erden so auch im Himmel[Originalformulierung!]. Tatsächlich vergeht alles, aber das Wort Gottes, Quelle allen Friedens, wird ewig dauern.

Möge die Gnade und Barmherzigkeit Gottes sie vielfach umschließen. Amen.

Youcef Nadarkhani

8. September 2012

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